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Montag, 26. Oktober 2009
Heute schon gelacht?
nadindia, 17:47h
Während der ersten paar Tage hier in Pune bin ich morgens immer von lautstarkem, hemmungslosem Lachen aufgewacht. Einige meiner Nachbarn hatten sich auf der Wiese vor dem Apartmenthaus verabredet, um sich dort gemeinsam für eine Viertelstunde auf den neuen Tag einzustimmen. Zunächst haben mich diese morgendlichen Treffen gestört, weil geweckt, im Grunde hätte ich aber ohnehin kurz darauf aufstehen wollen und daher fand ich es bald sogar ganz angenehm, statt vom Wecker von einem überzeugten Lachen wach gemacht zu werden. Allein das Zuhören hat schon den Eindruck vermittelt, dass dieser Tag nur gut werden kann, und so kostet das Aufstehen auch gar keine Überwindung mehr. Als ich dann schon (na ja, fast) soweit war, morgens auch mal runter zu gehen und mitzumachen, waren sie plötzlich verschwunden und sind bis heute leider nicht wiedergekommen. Wirklich schade.
Statt dessen darf ich nun morgens immer die Leiden des neuen Muezzin ertragen. Es ist schlichtweg furchtbar. Um fünf Uhr vom Wecker aus dem Schlaf geklingelt zu werden, ist ja nicht so erfreulich, doch man gewöhnt sich dran und nach zwei Wochen heißt es ja auch wieder ausschlafen, wenn ich in die Spätschicht wechsele. Letzten Montag stehe ich also morgens auf, lausche etwas irritiert und frage mich, wer um diese Zeit dort draußen solche Qualen leidet, sie per Megaphon in unser Stadtviertel hinausbrüllt und sich dabei anhört, als hätte er den Abend zuvor bis zum Umfallen gesoffen und geraucht. Das hat weder was mit Musik noch mit Religion zu tun, denn von diesem kläglichen Geheule kann sich ein Gott genauso wenig gepriesen wie ein Gläubiger zum morgendlichen Gebet angehalten fühlen; das wage ich mal zu behaupten, schließlich habe ich hier auch schon ganz andere Muezzins gehört, wobei der in Jaipur mit Abstand der beste war, von dem man sich durchaus jeden Morgen wecken lassen könnte … “Unser” Muezzin hingegen ist zum Davonlaufen. Natürlich weiß ich nicht, was er da (rein inhaltlich) von sich gibt, die Art und Weise aber, wie er es tut, hört sich an wie das jammervolle Flehen, der Tag möge bitte nicht anbrechen, gestern war schon schlimm, heute wird’s bestimmt nicht besser, wie soll man das nur aushalten und überhaupt. Und das nicht nur zehn Minuten, sondern auch eine ganze Stunde lang, vor allem am Freitag hat er’s wirklich übertrieben.
Während ich hier sitze und meine Muezzin-Geschichte runtertippe, kommt unsere Putzfrau. Sie ist, nach der verrückten Rada und der fleißigen Sumitra, die allerdings nur zwei Wohen blieb, die dritte Putzfrau, macht ihre Arbeit sehr gewissenhaft und bleibt uns hoffentlich länger erhalten. Wir verständigen uns mit Händen und Füßen, da sie kein Englisch spricht und mein Hindi und Marathi auch nicht ausreicht, um ihr zu erklären, was sie heute alles machen soll. Dass sie Wasser für den Putzeimer braucht, verstehe ich allerdings, nehme sie mit in mein Badezimmer, stelle den Eimer unter die Dusche unter einen extra Wasserhahn, der zum Füßewaschen da ist. Sie freut sich, dass ich sie gleich verstanden habe, sagt "Tikkhä, tikkhä" (= okay, okay), ich mache das Wasser an, ohne allerdings vorher den Hebel auf die Fußwäsche umzustellen, und promt werden wir beide naß, sie allerdings mehr als ich. Mein "sorry, sorry" versteht sie natürlich, lacht kurz, so sehr naß geworden ist sie auch nicht, stellt dann den Hebel um und lässt den Eimer volllaufen. Nach etwa einer Stunde ist alles wieder frisch gewischt, sie fragt "good?", ich sage, "very good!", sie dankt mir (?), ich danke ihr, sie lächelt und winkt beim Rausgehen, ich winke zurück, die Duschpanne steht also nicht zwischen uns.
Ich mache die Tür hinter ihr zu, es ist gerade sechs Uhr durch, und schon im nächsten Augenblick ertönt von draußen wieder das Klagen des Muezzin. Zum Glück ist er schon nach etwa fünf Minuten wieder fertig, der Tag scheint ihn wirklich fertig gemacht zu haben, aber wahrscheinlich hat er auch nichts anderes erwartet.
Vielleicht sollte er es mal mit einer allmorgendlichen Lachtherapie versuchen, um Stimme und Gemüt auf Touren zu bringen. Schaden würde es jedenfalls nicht. Denn die Sonne geht trotz seiner Beschwerden und Beschwernisse jeden Morgen auf, also warum nicht gleich mit einem Lachen starten und den ein oder anderen damit anstecken?
Statt dessen darf ich nun morgens immer die Leiden des neuen Muezzin ertragen. Es ist schlichtweg furchtbar. Um fünf Uhr vom Wecker aus dem Schlaf geklingelt zu werden, ist ja nicht so erfreulich, doch man gewöhnt sich dran und nach zwei Wochen heißt es ja auch wieder ausschlafen, wenn ich in die Spätschicht wechsele. Letzten Montag stehe ich also morgens auf, lausche etwas irritiert und frage mich, wer um diese Zeit dort draußen solche Qualen leidet, sie per Megaphon in unser Stadtviertel hinausbrüllt und sich dabei anhört, als hätte er den Abend zuvor bis zum Umfallen gesoffen und geraucht. Das hat weder was mit Musik noch mit Religion zu tun, denn von diesem kläglichen Geheule kann sich ein Gott genauso wenig gepriesen wie ein Gläubiger zum morgendlichen Gebet angehalten fühlen; das wage ich mal zu behaupten, schließlich habe ich hier auch schon ganz andere Muezzins gehört, wobei der in Jaipur mit Abstand der beste war, von dem man sich durchaus jeden Morgen wecken lassen könnte … “Unser” Muezzin hingegen ist zum Davonlaufen. Natürlich weiß ich nicht, was er da (rein inhaltlich) von sich gibt, die Art und Weise aber, wie er es tut, hört sich an wie das jammervolle Flehen, der Tag möge bitte nicht anbrechen, gestern war schon schlimm, heute wird’s bestimmt nicht besser, wie soll man das nur aushalten und überhaupt. Und das nicht nur zehn Minuten, sondern auch eine ganze Stunde lang, vor allem am Freitag hat er’s wirklich übertrieben.
Während ich hier sitze und meine Muezzin-Geschichte runtertippe, kommt unsere Putzfrau. Sie ist, nach der verrückten Rada und der fleißigen Sumitra, die allerdings nur zwei Wohen blieb, die dritte Putzfrau, macht ihre Arbeit sehr gewissenhaft und bleibt uns hoffentlich länger erhalten. Wir verständigen uns mit Händen und Füßen, da sie kein Englisch spricht und mein Hindi und Marathi auch nicht ausreicht, um ihr zu erklären, was sie heute alles machen soll. Dass sie Wasser für den Putzeimer braucht, verstehe ich allerdings, nehme sie mit in mein Badezimmer, stelle den Eimer unter die Dusche unter einen extra Wasserhahn, der zum Füßewaschen da ist. Sie freut sich, dass ich sie gleich verstanden habe, sagt "Tikkhä, tikkhä" (= okay, okay), ich mache das Wasser an, ohne allerdings vorher den Hebel auf die Fußwäsche umzustellen, und promt werden wir beide naß, sie allerdings mehr als ich. Mein "sorry, sorry" versteht sie natürlich, lacht kurz, so sehr naß geworden ist sie auch nicht, stellt dann den Hebel um und lässt den Eimer volllaufen. Nach etwa einer Stunde ist alles wieder frisch gewischt, sie fragt "good?", ich sage, "very good!", sie dankt mir (?), ich danke ihr, sie lächelt und winkt beim Rausgehen, ich winke zurück, die Duschpanne steht also nicht zwischen uns.
Ich mache die Tür hinter ihr zu, es ist gerade sechs Uhr durch, und schon im nächsten Augenblick ertönt von draußen wieder das Klagen des Muezzin. Zum Glück ist er schon nach etwa fünf Minuten wieder fertig, der Tag scheint ihn wirklich fertig gemacht zu haben, aber wahrscheinlich hat er auch nichts anderes erwartet.
Vielleicht sollte er es mal mit einer allmorgendlichen Lachtherapie versuchen, um Stimme und Gemüt auf Touren zu bringen. Schaden würde es jedenfalls nicht. Denn die Sonne geht trotz seiner Beschwerden und Beschwernisse jeden Morgen auf, also warum nicht gleich mit einem Lachen starten und den ein oder anderen damit anstecken?
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