Montag, 14. Dezember 2009
Gen Nordost
nadindia, 22:40h
Vor zwei Wochen: Es steht eine Woche Urlaub an - endlich! Los geht es an einem Samstagmorgen. Um 4:45 ruft mich Vino an, ob wir uns wirklich für halb sechs verabredet haben, er ist sich wegen der Uhrzeit nicht mehr ganz sicher. Hmm, ja halb sechs ist richtig, unten am Tor, und dann zum Flughafen. Fünf Minuten später hätte mein Wecker geklingelt, aber ein guter Rickshawfahrerservice umfasst zur Not offenbar auch den pünktlichen Weckruf. Um halb sechs steht Vino mit seiner Rickshaw wie abgemacht am Tor, nur etwa zehn Minuten später sind wir am kleinen, aber schon sehr geschäftigen Flughafen von Pune. Ich bekommen einen Freundschaftspreis für die Fahrt, soll gut auf mich aufpassen und ihn anrufen, wenn ich wieder da bin, dann holt er mich ab.
Im Flughafen ist schon einiges los, beim Einchecken werde ich natürlich meiner Wasserflasche enteignet und will daher noch schnell ein neues Wasser kaufen, bevor es ins Flugzeug geht. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Am einzigen geöffneten Getränke- und allerlei Kleinigkeitenstand nimmt ein Kunde den Verkäufer mit einem Bonbon- und Schokoladenmasseneinkauf ein. Als er sich schließlich über den Preis aufregt, der doppelt so hoch sei wie am Flughafen in Mumbai, und dann der gesamte Inhalt aller Tüten nochmals auf seinen Preis hin befragt werden soll, melde ich mich bescheiden mit meinem Wunsch nach einer Wasserflasche zu Wort. Ich werde großzügig überhört, alle Tüten ausgepackt und neu berechnet. Eine Inderin stellt sich neben mich, verlangt nach einem Wasser, erhält es, bezahlt es und ist wieder weg. Aha. Ob ich auch eine Flasche haben könnte? - Ja, kalt oder Raumtemperatur? - Raumtemperatur, und dazu bitte einen der Kaffeebecher. Der Verkäufer schmeißt die Kaffeemaschine an, während der Süßigkeitenkunde mit übertrieben lautem Tütenrascheln versucht, den Verkäufer wieder auf seine Belange aufmerksam zu machen. - Ich möchte keinen Kaffee, nur den Becher, und dazu eine Flasche Wasser. Mittlerweile steht ein Pärchen hinter mir, das gerne zwei Kaffee hätte. Der Verkäufer schmeißt wieder die Kaffeemaschine an, das Tütenrascheln wird immer lauter, der Kunde beginnt erneut, sich über den Preis zu beschweren, der Verkäufer ist total überfordert und hinter mir verlangt wieder jemand nach Kaffee. Und nach einem Wasser. Das Wasser kommt prompt und das wiederum überfordert nun meine Gelassenheit: - Ich will seit fünf Minuten eine Flasche Wasser und einen Kaffeebecher! Ohne Kaffee! Becher und Flasche fliegen auf die Theke, rechts neben mir wird nach Kaffee verlangt, links nach gerechteren Preisen, ich schnappe Becher und Wasserflasche und da sich schon der nächste Kaffeekunde an mir vorbei drängelt, bin ich nur froh, durch die Wartehalle auf den nächsten freien Sitzplatz zusteuern zu können - mit Wasser und Becher und Portemonnaie in der Hand. Portemonnaie. Ich hab nicht bezahlt. Egal. Hat bei der Hektik keiner gemerkt - ich ja schließlich auch nicht. Außerdem haben die ja vorher mein Wasser eingesackt, also fällt das unter ausgleichende Gerechtigkeit. Fünf Minuten später geht es ins Flugzeug, raus aus Pune, weg vom Wasserkampf, und fünf Stunden und einen Zwischenstop in Delhi später lande ich in Kalkutta. Während ich auf den Anschlußflug warte, lerne ich Roma und ihre Tochter kennen, die mir mit ihrem Zeigefinger in die Wange bohrt, um zu schauen, ob meine Haut genauso ist wie ihre, und sich dann mit meinen gelben Haaren beschäftigt. Gelb - das mit den goldenen Haaren hat mir besser gefallen. Roma lädt mich ein, ich muss nämlich unbedingt ihre Familie in Bagdogra kennenlernen. Leider muss ich von dort aber gleich weiter, um heute noch in Darjeeling anzukommen, aber vielleicht sitzen wir ja im Flugzeug nebeneinander. Wir sitzen nicht nebeneinander und bei der Ankunft in Bagdogra sehe ich die beiden nicht mehr. Dafür habe ich Thomas und Alex kennengelernt, die ebenfalls nach Darjeeling hoch wollen und mich in ihrem Jeep mitnehmen können. Beide arbeiten für ein halbes Jahr in Hyderabad bei Google und machen ein Marathonwochenende: Kalkutta, Darjeeling, Kalimpong und noch irgendwas von Freitag bis Dienstag, schnell ins Auto, die Zeit läuft! Anschließend erleben wir die längste Autofahrt auf der schlechtesten Straße, die wir je mitmachen mussten: vier Stunden durch Schlaglöcher auf eine Höhe von über 2000 m. Entschädigt werden wir während es hell ist durch einen grandiosen Ausblick auf die grüne Berg- und Talwelt, in deren Höhen wir nach und nach weiter aufsteigen, und nachdem es dunkel geworden ist, durch den glasklaren Sternenhimmel über uns. Um sieben Uhr haben wir Darjeeling erreicht, die beiden setzen mich an meinem Hotel ab und falls ich mal nach Hyderabad komme, soll ich anrufen. Im Hotel stellt sich dann heraus, dass meine Reservierung irgendwie verschütt gegangen ist, jetzt ist mein Zimmer vergeben, nichts mehr frei, also muss ich ins Resort rüberziehen. Ok! Resort heißt nämlich: Ich habe eines von vier Zimmern, wobei das ein Schlaf- und ein Wohnzimmer umfasst, alles ist schön geräumig, Boden und Wände sind robust mit dunklem Holz verkleidet und das beste ist der Kamin, der bei meiner Ankunft schon brennt! Weil es schon spät und draußen kalt ist und ich bestimmt zu müde bin, um noch essen zu gehen, bekomme ich eine wunderbare Gemüsesuppe, dazu eine riesige Portion Reis und eine Kanne Tee. Hier kann ich es die nächsten Tage aushalten. Außerdem steht eine Flasche Wasser auf dem Tisch, darum muss ich mich heute nicht noch einmal bemühen.
Im Flughafen ist schon einiges los, beim Einchecken werde ich natürlich meiner Wasserflasche enteignet und will daher noch schnell ein neues Wasser kaufen, bevor es ins Flugzeug geht. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Am einzigen geöffneten Getränke- und allerlei Kleinigkeitenstand nimmt ein Kunde den Verkäufer mit einem Bonbon- und Schokoladenmasseneinkauf ein. Als er sich schließlich über den Preis aufregt, der doppelt so hoch sei wie am Flughafen in Mumbai, und dann der gesamte Inhalt aller Tüten nochmals auf seinen Preis hin befragt werden soll, melde ich mich bescheiden mit meinem Wunsch nach einer Wasserflasche zu Wort. Ich werde großzügig überhört, alle Tüten ausgepackt und neu berechnet. Eine Inderin stellt sich neben mich, verlangt nach einem Wasser, erhält es, bezahlt es und ist wieder weg. Aha. Ob ich auch eine Flasche haben könnte? - Ja, kalt oder Raumtemperatur? - Raumtemperatur, und dazu bitte einen der Kaffeebecher. Der Verkäufer schmeißt die Kaffeemaschine an, während der Süßigkeitenkunde mit übertrieben lautem Tütenrascheln versucht, den Verkäufer wieder auf seine Belange aufmerksam zu machen. - Ich möchte keinen Kaffee, nur den Becher, und dazu eine Flasche Wasser. Mittlerweile steht ein Pärchen hinter mir, das gerne zwei Kaffee hätte. Der Verkäufer schmeißt wieder die Kaffeemaschine an, das Tütenrascheln wird immer lauter, der Kunde beginnt erneut, sich über den Preis zu beschweren, der Verkäufer ist total überfordert und hinter mir verlangt wieder jemand nach Kaffee. Und nach einem Wasser. Das Wasser kommt prompt und das wiederum überfordert nun meine Gelassenheit: - Ich will seit fünf Minuten eine Flasche Wasser und einen Kaffeebecher! Ohne Kaffee! Becher und Flasche fliegen auf die Theke, rechts neben mir wird nach Kaffee verlangt, links nach gerechteren Preisen, ich schnappe Becher und Wasserflasche und da sich schon der nächste Kaffeekunde an mir vorbei drängelt, bin ich nur froh, durch die Wartehalle auf den nächsten freien Sitzplatz zusteuern zu können - mit Wasser und Becher und Portemonnaie in der Hand. Portemonnaie. Ich hab nicht bezahlt. Egal. Hat bei der Hektik keiner gemerkt - ich ja schließlich auch nicht. Außerdem haben die ja vorher mein Wasser eingesackt, also fällt das unter ausgleichende Gerechtigkeit. Fünf Minuten später geht es ins Flugzeug, raus aus Pune, weg vom Wasserkampf, und fünf Stunden und einen Zwischenstop in Delhi später lande ich in Kalkutta. Während ich auf den Anschlußflug warte, lerne ich Roma und ihre Tochter kennen, die mir mit ihrem Zeigefinger in die Wange bohrt, um zu schauen, ob meine Haut genauso ist wie ihre, und sich dann mit meinen gelben Haaren beschäftigt. Gelb - das mit den goldenen Haaren hat mir besser gefallen. Roma lädt mich ein, ich muss nämlich unbedingt ihre Familie in Bagdogra kennenlernen. Leider muss ich von dort aber gleich weiter, um heute noch in Darjeeling anzukommen, aber vielleicht sitzen wir ja im Flugzeug nebeneinander. Wir sitzen nicht nebeneinander und bei der Ankunft in Bagdogra sehe ich die beiden nicht mehr. Dafür habe ich Thomas und Alex kennengelernt, die ebenfalls nach Darjeeling hoch wollen und mich in ihrem Jeep mitnehmen können. Beide arbeiten für ein halbes Jahr in Hyderabad bei Google und machen ein Marathonwochenende: Kalkutta, Darjeeling, Kalimpong und noch irgendwas von Freitag bis Dienstag, schnell ins Auto, die Zeit läuft! Anschließend erleben wir die längste Autofahrt auf der schlechtesten Straße, die wir je mitmachen mussten: vier Stunden durch Schlaglöcher auf eine Höhe von über 2000 m. Entschädigt werden wir während es hell ist durch einen grandiosen Ausblick auf die grüne Berg- und Talwelt, in deren Höhen wir nach und nach weiter aufsteigen, und nachdem es dunkel geworden ist, durch den glasklaren Sternenhimmel über uns. Um sieben Uhr haben wir Darjeeling erreicht, die beiden setzen mich an meinem Hotel ab und falls ich mal nach Hyderabad komme, soll ich anrufen. Im Hotel stellt sich dann heraus, dass meine Reservierung irgendwie verschütt gegangen ist, jetzt ist mein Zimmer vergeben, nichts mehr frei, also muss ich ins Resort rüberziehen. Ok! Resort heißt nämlich: Ich habe eines von vier Zimmern, wobei das ein Schlaf- und ein Wohnzimmer umfasst, alles ist schön geräumig, Boden und Wände sind robust mit dunklem Holz verkleidet und das beste ist der Kamin, der bei meiner Ankunft schon brennt! Weil es schon spät und draußen kalt ist und ich bestimmt zu müde bin, um noch essen zu gehen, bekomme ich eine wunderbare Gemüsesuppe, dazu eine riesige Portion Reis und eine Kanne Tee. Hier kann ich es die nächsten Tage aushalten. Außerdem steht eine Flasche Wasser auf dem Tisch, darum muss ich mich heute nicht noch einmal bemühen.
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