Sonntag, 8. November 2009
Doorstep-school Pune
Da es in Indien keine Schulpflicht gibt, können Eltern frei darüber entscheiden, ob ihr Kind eine schulische Grundausbildung erhält oder nicht. Leider ist es je nach familiärem und sozialem Hintergrund nicht selten der Fall, dass Kinder daher nie eine Schule besuchen, sondern sich stattdessen auf der Straße rumtreiben, arbeiten oder betteln.

In Mumbai und Pune hat das Projekt doorstep-school es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Kindern eine elementare Bildung zu ermöglichen und sie gleichzeitig vor einer Kindheit auf der Straße zu bewahren. In Pune gibt es über 50 Einrichtungen der doorstep-school, von denen ich in der vergangenen Woche einige besuchen konnte.
Dabei handelt es sich beispielsweise um einen Bus, der zum mobilen Klassenzimmer umfunktioniert wurde und jeden Morgen die Kinder eines Bezirkes einsammelt, über Tag als Unterrichtsort dient und sie am Nachmittag wieder zu Hause absetzt. Auf wenigen Quadratmetern tummeln sich dort also bis zu 30 Kinder zwischen etwa zwei bis zwölf Jahren, die grob in eine Art Kindergarten- und Grundschulgruppe eingeteilt sind und entsprechend Lesen und Schreiben lernen.



Ein Schwerpunkt der doorstep-school liegt in der Unterstützung von Bauarbeiterkindern. In Indien wird gebaut, wo man nur hinschaut, natürlich keine einfachen Einfamilienhäuser, sondern riesige Wohnanlagen zumeist am Rande der Stadt, und die Bauphasen ziehen sich teilweise über Jahre hin.



Die Bauarbeiter wohnen während dieser Zeit mit ihren Familien direkt neben der Baustelle in Slums aus Wellblechhütten. Der Unterricht der doorstep-school findet daher ebenfalls direkt neben der Baustelle statt, ebenfalls in einer Wellblechhütte, ebenfalls im Slum, ohne Strom, ohne fließend Wasser, Pausenhof ist die Baustelle, wo alle mit Schutzhelmen rumlaufen, außer den Kindern.





Ein Unterrichtsraum war statt im Slum im Erdgeschoss einer Baustelle untergebracht, was den Vorteil hatte, dass der Raum sich bis mittags nicht auf 50 Grad aufheizte, sondern angenehm kühl blieb. Irgendwo über unseren Köpfen wurde also grad an der nächsten Etage gebaut, während wir Papierflugzeuge und Schiffchen gebastelt haben.







Gegessen wird übrigens ganz selbstverständlich auf dem Fußboden des Unterrichtsraumes, Tische oder Stühle gibt es nirgends, auch nicht, wenn die doorstep-school wie hier ausnahmsweise in einem Raum innerhalb einer richtigen Schule untergebracht ist.



Nach dem Essen wird Mittagsschlaf gehalten, dann haben die Lehrerinnen ihre wohlverdiente Pause, liebstes Gesprächsthema: heiraten, natürlich, und Kinder, was ja nahe liegt.
Die Lehrer der doorstep-school leisten eine wirklich beeindruckende Arbeit und holen aus den wenigen Mitteln und Materialien, die ihnen zur Verfügung stehen, eine Menge raus. Alle Kinder werden gleich behandelt und berücksichtigt, und daher können auch alle Kinder mehr, als man auf den ersten Blick vermuten und unter den Lernumständen für möglich halten mag. Und man sieht, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen alle Kinder gern zur Schule gehen, gern lernen und daher hoffentlich von der doorstep-school so weit wie möglich profitieren.

Prernali jedenfalls ist mit ihren vier Jahren mit voller Begeisterung dabei, kann zwar noch nicht das Alphabet, dafür aber alle Lieder und Gedichte auswendig, verbessert jeden, der sich beim Vortragen vertut oder nicht weiter weiß, und ist sowieso immer ganz vorne dabei, egal worum es geht.



Die Woche habe ich übrigens nicht allein verbracht, sondern zusammen mit meiner niederländischen Kollegin Eline und mit Maha, die zufällig auch in dieser Woche bei der doorstep-school hospitiert hat.
Maha treffen wir zum Glück schon bald wieder, dann wird sie uns Mumbai zeigen, wo sie studiert. Und die Kinder von der doorstep-school besuchen wir auch nochmal, im Dezember, vielleicht basteln wir dann für Weihnachten.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 4. November 2009
Mahabaleshwar
Am letzten Wochenende sind wir nach Mahabaleshwar gefahren, wo es alles in allem Berge und einen See gibt. Der Rest fällt recht unspektakulär aus.



Also sind wir in luftiger Höhe gewandert



und haben den Mahabaleshwar Lake unsicher gemacht.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 3. November 2009
Schulzeit
Ich gehe wieder zur Schule, singe Kinderlieder, tanze, spiele Kinderspiele (Plumpssack gibt es hier auch, selbstverständlich mit 'nem anderen Text), male, bastele und knete und hab dabei mehr Spaß als zuvor gedacht.

Wer sich dafür interessiert, was das Projekt doorstep-school für Kinder leistet, die keine Möglichkeit haben, eine normale Schule zu besuchen, kann sich darüber ja via google selbsttätig schlau machen, bis ich dazu komme, mehr von den Erlebnissen zu erzählen, die ich in dieser Woche in verschiedenen Schulen hier in Pune sammle.

Ta ta (bye-bye) von der Frau mit den goldenen Haaren

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 26. Oktober 2009
Heute schon gelacht?
Während der ersten paar Tage hier in Pune bin ich morgens immer von lautstarkem, hemmungslosem Lachen aufgewacht. Einige meiner Nachbarn hatten sich auf der Wiese vor dem Apartmenthaus verabredet, um sich dort gemeinsam für eine Viertelstunde auf den neuen Tag einzustimmen. Zunächst haben mich diese morgendlichen Treffen gestört, weil geweckt, im Grunde hätte ich aber ohnehin kurz darauf aufstehen wollen und daher fand ich es bald sogar ganz angenehm, statt vom Wecker von einem überzeugten Lachen wach gemacht zu werden. Allein das Zuhören hat schon den Eindruck vermittelt, dass dieser Tag nur gut werden kann, und so kostet das Aufstehen auch gar keine Überwindung mehr. Als ich dann schon (na ja, fast) soweit war, morgens auch mal runter zu gehen und mitzumachen, waren sie plötzlich verschwunden und sind bis heute leider nicht wiedergekommen. Wirklich schade.

Statt dessen darf ich nun morgens immer die Leiden des neuen Muezzin ertragen. Es ist schlichtweg furchtbar. Um fünf Uhr vom Wecker aus dem Schlaf geklingelt zu werden, ist ja nicht so erfreulich, doch man gewöhnt sich dran und nach zwei Wochen heißt es ja auch wieder ausschlafen, wenn ich in die Spätschicht wechsele. Letzten Montag stehe ich also morgens auf, lausche etwas irritiert und frage mich, wer um diese Zeit dort draußen solche Qualen leidet, sie per Megaphon in unser Stadtviertel hinausbrüllt und sich dabei anhört, als hätte er den Abend zuvor bis zum Umfallen gesoffen und geraucht. Das hat weder was mit Musik noch mit Religion zu tun, denn von diesem kläglichen Geheule kann sich ein Gott genauso wenig gepriesen wie ein Gläubiger zum morgendlichen Gebet angehalten fühlen; das wage ich mal zu behaupten, schließlich habe ich hier auch schon ganz andere Muezzins gehört, wobei der in Jaipur mit Abstand der beste war, von dem man sich durchaus jeden Morgen wecken lassen könnte … “Unser” Muezzin hingegen ist zum Davonlaufen. Natürlich weiß ich nicht, was er da (rein inhaltlich) von sich gibt, die Art und Weise aber, wie er es tut, hört sich an wie das jammervolle Flehen, der Tag möge bitte nicht anbrechen, gestern war schon schlimm, heute wird’s bestimmt nicht besser, wie soll man das nur aushalten und überhaupt. Und das nicht nur zehn Minuten, sondern auch eine ganze Stunde lang, vor allem am Freitag hat er’s wirklich übertrieben.

Während ich hier sitze und meine Muezzin-Geschichte runtertippe, kommt unsere Putzfrau. Sie ist, nach der verrückten Rada und der fleißigen Sumitra, die allerdings nur zwei Wohen blieb, die dritte Putzfrau, macht ihre Arbeit sehr gewissenhaft und bleibt uns hoffentlich länger erhalten. Wir verständigen uns mit Händen und Füßen, da sie kein Englisch spricht und mein Hindi und Marathi auch nicht ausreicht, um ihr zu erklären, was sie heute alles machen soll. Dass sie Wasser für den Putzeimer braucht, verstehe ich allerdings, nehme sie mit in mein Badezimmer, stelle den Eimer unter die Dusche unter einen extra Wasserhahn, der zum Füßewaschen da ist. Sie freut sich, dass ich sie gleich verstanden habe, sagt "Tikkhä, tikkhä" (= okay, okay), ich mache das Wasser an, ohne allerdings vorher den Hebel auf die Fußwäsche umzustellen, und promt werden wir beide naß, sie allerdings mehr als ich. Mein "sorry, sorry" versteht sie natürlich, lacht kurz, so sehr naß geworden ist sie auch nicht, stellt dann den Hebel um und lässt den Eimer volllaufen. Nach etwa einer Stunde ist alles wieder frisch gewischt, sie fragt "good?", ich sage, "very good!", sie dankt mir (?), ich danke ihr, sie lächelt und winkt beim Rausgehen, ich winke zurück, die Duschpanne steht also nicht zwischen uns.

Ich mache die Tür hinter ihr zu, es ist gerade sechs Uhr durch, und schon im nächsten Augenblick ertönt von draußen wieder das Klagen des Muezzin. Zum Glück ist er schon nach etwa fünf Minuten wieder fertig, der Tag scheint ihn wirklich fertig gemacht zu haben, aber wahrscheinlich hat er auch nichts anderes erwartet.
Vielleicht sollte er es mal mit einer allmorgendlichen Lachtherapie versuchen, um Stimme und Gemüt auf Touren zu bringen. Schaden würde es jedenfalls nicht. Denn die Sonne geht trotz seiner Beschwerden und Beschwernisse jeden Morgen auf, also warum nicht gleich mit einem Lachen starten und den ein oder anderen damit anstecken?

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 23. Oktober 2009
Heimweh
Meine Kollegen bei Crest fragen mich immer wieder, ob ich nicht Heimweh habe und meine Familie und Freunde vermisse. Für sie ist das ziemlich unvorstellbar, so lange so weit weg von zu Hause zu sein - freiwillig. Natürlich fehlen mir hier so einige und ich verpasse sicher auch vieles, z.B. die ersten sechs Monate meines jüngsten Neffen Tom. Zum Glück werde ich hin und wieder mit aktuellen Bildern versorgt. Was das Gesichtermachen angeht, kommt er übrigens 100%ig nach dem Papa, voilà:


(jeder denke sich seinen Teil, was in diesem kleinen Kopf gerade vor sich gehen mag...)


Und für Toms erstes Wort (es wird wohl "Besen" sein, oder vielleicht auch erst "Bi", wenn er es seinen großen Cousins nachmacht) bin ich ja dann wieder daheim.

Was verpasse ich sonst noch?

Jedenfalls sind meine Kollegen, was ganz typisch für Indien ist, alle richtige Familienmenschen und nur die wenigsten würden ihr zu Hause verlassen, wenn es denn nicht unbedingt sein müsste. Bedingt durch den Arbeitsmarkt arbeiten allerdings vor allem viele meiner älteren Kollegen hier in Pune, während ihre Familien in Delhi, Mumbai oder sonst wo in Indien leben. Einige kommen dann tatsächlich nur ein- bis zweimal im Jahr nach Haus, verbringen dort ihren wohl verdienten Urlaub, sind aber den Rest des Jahres allein, so z. B. Suresh (ganz links) und Anupam (in rot), deren Familien in Delhi leben, Munmun (vorn in scharz-weiß), die ursprünglich irgendwo aus dem Osten Indiens kommt und 27 Stunden - und somit entsprechend selten - mit dem Zug zu ihrer Familie fährt, oder Prashand (ganz rechts), der zwar hier mit seinen Eltern lebt, aber seinen kleinen Bruder vermisst, der beim Militär nahe Delhi dient und bis auf wenige Urlaubstage seit drei Jahren nicht zu Hause war.



Dazwischen die etwas Glücklicheren: Abhi (in grün), die gern zu Hause ist, weil sie dann nicht selbst kochen muss (muss man live erleben, unbeschreibliche Situationskomik), Joginder (winkend), der mit Frau und kleiner Tochter zufrieden in Pune wohnt sowie daneben Mr.-Vel-Sir, immer korrekt und höflich und absolut spaßbefreit, daher keine Angaben über eventuelles Privatleben vorhanden.
Und ich. Ich zähle mich hier in Indien auch zu den Glücklichen, wobei ich natürlich von Anfang an wusste, dass ich nur eine begrenzte Zeit hier verbringen würde. Davon ist nun schon fast die Hälfte rum und die verging verdammt schnell. Die Zeit bis Februar wird wahrscheinlich noch viel schneller vergehen, schließlich stehen noch zwei Wochen Urlaub vor der Tür (geplant sind Himalaya und der Südwesten), zwei Wochen Einsatz bei einem sozialen Hilfsprojekt, Weihnachten und Silvester in Indien (!!!) und wer weiß, was noch kommt ... wertvoll sind diese sechs Monate für mich auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht. Heimweh kann also gar nicht aufkommen, dafür gibt es hier zu viel zu lernen, zu genießen und zu entdecken, und das alles in so kurzer Zeit ... aber ich will ja kein Fernweh bereiten. Und wertvoll ist es auch, sich wieder auf zu Hause freuen zu können. Aber die Zeit bis dahin muss noch genutzt werden, in diesem Sinne - enjoy!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 11. Oktober 2009
Zwischenstop bei Fati
Verlässt man Agra in Richtung Jaipur, kommt man nach kurzer Fahrt an Fatehpur Sikri vorbei, im 16. Jh. für einige wenige Jahre Hauptstadt des Mogulherrschers Akbar. Vorgenommen hatten wir uns einen nur kurzen Stop, um uns zumindest das 54m hohe Buland Darwaza ("Siegestor") anzusehen, durch das man in die Palastanlage eintritt. Ob es sich dabei nun wirklich um das größte Tor Asiens handelt, kann ich nicht genau sagen, jedenfalls war es eindeutig zu groß, um es mit einer einzigen Aufnahme festzuhalten, daher hier also nur die Ansicht von schräg unten:



Vor dem Siegestor ist nämlich zunächst eine Art Treppenpyramide angelegt, die das Tor zusätzlich gigantisch wirken lässt, nur wenige Meter davor folgt wiederum ein tiefer Abgrund; erst hier wird man gewahr, dass Fati offensichtlich am Rande einer Hochebene gelegen ist und hat man die Treppen einmal erklommen, kann man sich am wunderbaren Ausblick über die Umgebung erfreuen. Oder könnte man, wenn es denn nicht seit dem Abschied vom Taj Mahal beständig nieseln würde. So haben wir also am Tor Halt, einige verregnete Bilder und uns dann bald wieder auf den Rückweg nach Jaipur gemacht.

Das war mein Wochenendtrip. Eigentlich würde der durschnittliche Tourist, der ich natürlich nicht bin, das "goldene Dreieck" abfahren, d.h. eine Tour über Jaipur, Agra und Delhi machen. Aber nicht in drei Tagen. Delhi ist ein anderes Mal dran. Außerdem musste ich ja noch Claire zum Flughafen mitnehmen ...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 10. Oktober 2009
Auf weiter Marmorflur


Ganz schön viel Marmor drumrum. Und so schön weiß. Schon wirklich sehr schön. Das ist der Taj Mahal in Agra (ich will auch immer das TM sagen, aber ist ist ja der Palast, also der Mahal).

Meine niederländische Kollegin Maartje und ich haben jedenfalls von Jaipur aus einen kurzen Abstecher nach Agra unternommen, um uns Indiens wohl bekanntestes Bauwerk anzusehen, das 2007 auch in die Liste der 7 neuen Weltwunder gewählt wurde, wie ernst auch immer man eine solche Liste nehmen mag. Der Taj Mahal ist auch ohne diese Auszeichnung ein imposantes Bauwerk, das zu sehen sich zweifelsohne lohnt, wenn man denn gerade in der näheren Umgebung (Indien) ist.
Hier die Panoramaansicht, die sich einem nach Durchschreiten des Eingangstores bietet:



Geplant war eigentlich, den TM bei Sonnenaufgang bewundern zu dürfen und so waren wir zu frühmorgendlicher Stunde, sprich 6:30h, mit einigen Duzend anderen Besuchern schon vor Ort; ausgerechnet an diesem Tag hatte sich allerdings eine hartnäckige Wolkendecke über Agra festgesetzt (und nicht nur dort, wie wir später feststellen würden), so dass uns das Farbschauspiel morgendlicher Röte auf weißem Marmor vorenthalten blieb. Na ja. Sei's drum, wir waren dort und trotz Wolken beeindruckt.



Und nochmal näher ran



und hier zur Abwechslung von der linken Seite



Das der Öffentlichkeit zugängliche Innere des TM besteht aus lediglich einem Raum, der das Grabmal des Bauherren Shah Jahan und seiner Frau Mumtaz (für deren ewige Liebe das TM symbolisch stehen soll) beherbergt, während allerdings die echten Gräber unterirdisch liegen und nicht betreten werden können. Je nach Tageslicht ist es außerdem mehr oder weniger hell - reges Gedränge herrscht ohnehin zu jeder Zeit - und nach einer andächtigen Umrundung der Grabmäler war ich froh, direkt wieder in's Freie treten zu können. Dort kann man etwas entspannter auch eine zweite, dritte oder vierte Runde drehen, durch den Garten lustwandeln, den Ausblick entlang des Yamuna (das ist der Fluß hinter dem TM) Richtung Agra Fort genießen oder sich einfach auf dem TM niederlassen und ein Buch lesen!

Dann irgendwann ist's aber gut. Zum Abschied haben wir gewunken, waren uns einig, dass sich der Abstecher gelohnt hat und wir dennoch wohl so schnell nicht wiederkommen werden. Aber man weiß ja nie und vielleicht klappt's ja dann auch mit dem Sonnenaufgang.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 9. Oktober 2009
Jaipur
Am 2. Oktober ist in Indien Feiertag, da sich Mahatma ("die große Seele") Gandhis Geburtstag jährt. Gandhi war übrigens auch 2 Jahre lang in Pune, von 1942-44 als Inhaftierter im Agha Khan Palace. Die Räume, die Gandhi bewohnt hat, sind mittlerweile ein kleines Museum und im umliegenden Garten kann man ungestört durch's gepflegte Grün spazieren, was wirklich Seltenheitswert hat.



Da also der letzte Freitag frei war, habe ich mit meinen Mitbewohnern das lange Wochenende genutzt, um nach Jaipur ("Stadt des Sieges", etwas südlich von Delhi) zu fahren. Jaipur wurde zu Beginn des 18. Jh. vom Maharaja Jai Singh II errichtet und neue Hauptstadt des Bundesstaates Rajasthan. Somit hat sie natürlich einiges an Geschichte zu bieten und wir haben uns brav den City Palace mit samt Museum angesehen.







Der City Palace liegt übrigens mitten in der sogenannten Pink City, das ist die Jaipurer Altstadt, die Maharaja Ram Singh im Jahre 1876 pink (Farbe der Gastfreundlichkeit) streichen ließ, um den damaligen Prince of Wales willkommen zu heißen.
Die Pink City ist auch die lebhafteste Seite Jaipurs, mit unzähligen Basaren und Händlern, die darauf warten, um ihre Ware zu feilschen, schwer beladenen Kamelkarren, Elefanten, heiligen Kühen und natürlich Menschen, Menschen, Menschen.

Ebenfalls innerhalb der Pink City und nicht weit vom City Palace findet man den Hawa Mahal ("Palast der Winde"), das Wahrzeichen Jaipurs, natürlich auch pink gestrichen. Die Fassade besteht aus kunstvoll verzierten Gitterfenstern, die es den Hofdamen ermöglichten, hinaus auf die Straße zu blicken, ohne dabei von außen gesehen werden zu können - so heißt es jedenfalls.



Etwas außerhalb von Jaipur liegt Amber Fort, das noch aus dem 16 Jh. stammt, denn vor Jaipur war Amber Hauptstadt und Herrschersitz der Region. Hier einmal Amber Fort mit bösen Monsunwolken im Hintergrund (die allerdings unverrichteter Dinge weitergezogen sind) und fliehender Taube im Vordergrund:



Zentrum der Anlage ist das Ganesh Pol ("Ganesh-Tor"), das zu den Privatgemächern der Herrscher führte und durch das sich alle Besucher rein- und rausdrängeln müssen.



Einmalreingedrängelt, gelangt man zum Sheesh Mahal ("Spiegelpalast"), der schon bei Tageslicht recht sehenswert ist, da alle Wände und Decken nicht nur wie üblich reich verziert, sondern überall mit kleinen Spiegel bestückt sind. Bei Nacht soll angeblich der Schein einer einzigen Kerze ausreichen, um den gesamten Raum in ein "funkelndes Sternenzelt" zu verwandeln - das finde ich dann schon wieder ganz schön kitschig! Aber sagen muss ich es ja mal, denn mein Bild gibt leider nicht das Meiste her.



Zu einem prachtvollen Palast gehört natürlich auch ein entsprechender Garten und so gibt es auch in Amber Fort das ein oder andere grüne Plätzchen. Das hat mich sehr an die Gärten erinnert, die ich in Frankreich bei den Schlossanlagen im Loire-Tal gesehen hab, nur die Steppe drum herum verrät, dass ich immer noch in Indien bin.



Eigentlich soll die Fläche rund um den Garten auch unter Wasser stehen, so dass der Garten selbst wie eine kleine Insel im See liegt. Wenn das allerdings jetzt, nach der Regenzeit, nicht der Fall ist, frage ich mich, von wo, wann und wie die Inder das Wasser dahin kriegen. Aber sie schaffen das schon, wenn sie es wirklich wollen.

So viel zu Jaipur, schließlich waren wir ja nur ein Wochenende dort und haben auch noch Anderes unternommen, darüber dann bei nächster Gelegenheit mehr.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 6. Oktober 2009
Claire (de lune)
Meine Top 5 der ewigen Lieblingslieder sind eigentlich mindestens Top 50, denn es gibt so viel Schönes zu hören! Clair de lune von Debussy ist in jedem Fall unter den Top 5, wobei es auch hier, wie bei Sleep all day, auf die Version ankommt!



Claire habe ich übrigens gestern auf dem Weg zum Jaipurer Flughafen kennengelernt. Von den über 2 Millionen Jaipurer Einwohnern hat meine Rickshaw morgens um halb sieben sie vom Straßenrand aufgesammelt. Wir haben nicht nur denselben Flug nach Mumbai genommen, sondern auch eine gemeinsame Bekannte: Camille, die Tochter der Gastfamilie, bei der ich vor vier Jahren in Tours gewohnt habe! So klein ist die Welt, und Indien! Camilles Kommentar zu dem Beweisfoto, das ich ihr von Claire und mir geschickt habe: ha bah ca c'est plutot marrant!

Von meinem Wochenende in Jaipur und beim Taj Mahal in Agra dann im Laufe der Woche mehr, natürlich mit Bildern!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 27. September 2009
ahmed gegen vital 1:1
nachdem ich vitals fahrstil zum besten gegeben hab, muss ich fairerweise nun von ahmed berichten, der mich gestern abend noch mit schallgeschwindigkeit in die stadt befördert hat.

der durchschnittliche rickshaw-fahrer fährt ja langsam an dir vorbei und hofft, dass du ihm signalisierst, dass er dich mitnehmen soll.
ahmed hingegen rast an mir vorbei, ich denke, mein winken hat der bestimmt nicht bemerkt, doch er steigt dermaßen auf die bremse, dass die rickshaw hinten hoch geht und nach höchstens fünf metern zum stehen kommt.
es folgt die obligatorische diskussion um den fahrpreis, ich gewinne, aber auch nur, weil wir beide wissen, dass ich weiß, dass ich recht hab und die fahrt sich für ahmed auf jeden fall lohnt. weil es weit ist, müssen wir erst noch tanken, ich schau auf die uhr, frage, wie lange wir wohl brauchen, dann ahmed: "usually, it takes 30-40min, but I'll drive you in 20-15min. my way of driving ist fast! are you in a hurry?" Ich denke, der quatscht nur, und sage ihm, 20min sind prima (denn das schafft er ja eh nicht), aber nein, der meint es wirklich ernst und los geht's.
ähnlich wie in der achterbahn, nur ohne sicherheitsbügel (dafür aber auch ohne loopings), zieht sich mir nach und nach alles zusammen, ich stemme meine füße gegen die vorderbank, kralle mit der rechten meine tasche und die linke an irgendwas stabiles, um nicht mehr als unbedingt nötig auf der rückbank hin und her zu rutschen.
ahmed blickt in den rückspiegel, sieht mein verkniffenes gesicht und fragt: "are you ok?" "yes, yes" (die standard-antwort in indien für alle situationen, und schließlich wollte ich ja in 20min da sein, was soll ich also anderes sagen?).
es wird gehupt, gebremst und gas gegeben - vielleicht sind ahmed und vital verwandt??? - und solange man kein anderes fahrzeug direkt berührt, ist doch ganz klar genug platz für alle da, es wird also jede lücke, jeder zentimeter der straße genutzt.
ich brauche etwa zwei minuten, um bei dem geruckel zwei simple sätze in mein handy zu tippen, denn zu spät werd ich auf jeden fall sein. aber das liegt nicht an ahmed, sondern an den anderen, die einfach immer im weg stehen (genau wie in deutschland.)
die 20min konnte er schließlich nicht schaffen, dennoch bin ich nicht so spät dran, wie befürchtet. wir verabschieden uns, ich sage ihm, so schnell sei ich noch nie rickshaw gefahren, er bedankt sich für das kompliment und düst davon.

magen, gesichtsmuskulatur und extremitäten entkrampfen sich wieder, die anderen sind schon da, allerdings bin ich nicht die letzte: es fehlt akash, unser indischer freund, der noch etwa eine halbe stunde auf sich warten lässt, zwischendurch immer mal anruft und bescheid gibt, er sei gleich da. so ist das hier eben. dann endlich ankunft von akash, der sein strahlend weißes lächeln in die runde wirft, etwas von extremely sorry sagt, so dass wir ihm die verspätung einfach nicht nachtragen können, und dann geht's zum ethnical maharashtran restaurant - zur abwechslung mal wieder essen.

die rückfahrt dauert dann gemächliche 40 minuten, zu dritt ist die rückbank der rickshaw restlos voll, so dass niemand auch nur annähernd irgendwo hin rutschen kann und das ist uns nach dem essen ganz recht. dafür gibt es von dieser fahrt auch nichts besonderes zu erzählen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 26. September 2009
happy birthday zwerge
am 26. september 2007 wurde ich zum ersten mal tante!

felix und jakob


hier die beiden zwerge, als ich sie anfang august zuletzt gesehen hab

großer bruder felix


und kleiner bruder jakob


HAPPY BIRTHDAY von der tante din aus indien!

... link (0 Kommentare)   ... comment


murud-janjira mit vital
meine strandaussicht am letzten wochenende habe ich ja bereits mit bildern belegt. aber natürlich haben wir nicht nur faul in den hängematten gelegen (obwohl ...).

nach aufregender vierstündiger autofahrt sind wir tatsächlich heil in murud-janjira, einem kleinen küstenort südlich von mumbai, angekommen.
das war angesichts des mehr als lebendigen fahrstils unseres stets lächelnden fahrers Vital nicht ganz sicher. ich glaube, seinetwegen gibt es in indien überall diese straßenschilder:



jedenfalls wollte er uns wohl mit größtmöglicher geschwindigkeit auch bei ungeeigneter verkehrslage beeindrucken und wir konnten ihn leider nicht davon überzeugen, dass wir auch durchaus eine stunde länger unterwegs sein könnten, wenn wir dafür in einem stück ankämen. schließlich hat er es nur gut mit uns gemeint. als er uns dann am nächsten tag nach janjira-fort gefahren hat, konnten wir uns dank tageslicht zumindest auf jedwede brems-, ausweich- und vollgasmanöver einstellen.
dort angekommen, sind wir per boot und indischer "gondolieri" bis zum fort gelangt,



welches das einzige indische inselfort sei, das kein einziges mal eingenommen wurde - so jedenfalls unser führer, der uns sehr unterhaltsam, aber sicher auch unter zugabe der ein oder anderen erfundenen geschichte die historie des forts nahe gebracht hat.



hier übrigens mal meine deutsch-holländisch-belgische truppe und ich, auf der großen kanone des forts:



danach rückfahrt mit vital und erholung von der autofahrt am strand. danach rückfahrt vom strand zum hotel und erholung von der autofahrt am hoteleigenen strand, mit reiteinlage bei sonnenuntergang (jedenfalls für unsere holländischen damen) und indischem bier, das gar nicht so schlecht ist.



ich bin allerdings das bier nicht mehr gewohnt und überhaupt zu alt f.d.sch., so dass ich beim abendessen eingeschlafen bin (pictures not available), trotz der wirklich interessanten geschichten von nick aus schweden. nick ist 43, lebt seit 20 jahren in italien und macht gerade eine selbstfindungsphase durch, die ihn auf dem motorrad kreuz und quer durch indien treibt, und das nur, weil seine neue freundin schwanger ist und er nicht wirklich weiß, was er jetzt tun soll. entsprechend verständnisvolle reaktionen bei unseren männern und kritische anmerkungen und ratschläge von uns frauen, wie sollte es auch anders sein.

am nächsten tag ausschlafen, frühstück mit nick, der sich direkt wieder auf das motorrad weiter richtung süden geschwungen hat, und danach innerliche vorbereitung auf die bevorstehende autofahrt am strand. abreise, zwischendurch stop an einem tempel und auseinandersetzung mit einer alten inderin wegen vier kokosnüssen, die wir nicht haben wollten, dann weiterfahrt zurück nach pune. zu haus angekommen, vielfacher dank an vital und stoßgebet an alle indischen gottheiten, dass wir die fahrt überstanden haben.

p.s. ja, schon längst hätte ich an alle eine postkarte geschickt, denen ich eine versprochen habe, aber das ist in indien nicht so einfach. pune ist nicht touristisch genug, als dass man hier postkarten hätte, murud-janjira war es leider auch nicht. ich bleibe aber dran. demnächt geht's hoffentlich zum TM (Taj Mahal), da muss es ja welche geben ...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 24. September 2009
revolutionär war gestern ...
... ab heute ist grandios und einfach unglaublich angesagt! (dabei bitte ich das fettgedruckte insbesondere deshalb zu beachten, weil es fett gedruckt ist!)

und das "nur", weil ich (kursiv!), die ich mich ja niemals mit computern und ihrer tückischen technik anfreunden konnte, es nun ganz allein geschafft habe, mich in die wunderbare welt des html einzulesen und regelrecht für sie zu begeistern. als krönung meines heutigen lernerfolges möchte ich daher gleich diesen YouTube-direct-link loswerden. den song hab ich besonders gern, weil er irgendwie alles zwischen augen-zu-machen-und-nur-noch-schlafen-und-sich-um-nichts-kümmern auf der einen und absoluter motivation und dem wagnis entscheidungen zu treffen auf der anderen seite thematisiert.

also bitte mal 4:25 min zurücklehnen und genießen, ich tu das jedenfalls regelmäßig seit einem jahr und freu mich immer wieder:



dies heute auch deshalb, weil ich eigentlich seit meinem spontanen schichtwechsel todmüde bin und mich heute um nichts kümmern und schon längst schlaf nachgeholt haben wollte, aber so gespannt war, ob ich das video in den blog reinkriege. und jetzt bin ich von mir selbst so begeistert, dass ich nicht mehr müde bin! also geh ich noch ne runde ins gym und dann ins bett.

zum wochenende - versprochen - dann wieder bilder und erlebnisse aus indien.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 20. September 2009
meine wochenendaussicht
blick nach vorn


und blick nach hinten


meer darüber morgen ...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 12. September 2009
meines namens tag
alle nadines haben heute, am 12. september, namenstag, also: herzlichen glückwunsch zu diesem wundervollen namen! (und vielen dank an mama und papa!)
wie fast überall haben natürlich auch hier in indien nahezu alle namen eine bedeutung, nur dass die inder auch immer genau wissen, was ihr name bedeutet.
ich weiß jetzt (nach sorgfältiger prüfung aller namhaften namenslexika), dass nadine eine französische ableitung eines ursprünglich russischen namens ist und hoffnung, natürlichkeit und wahrheit bedeutet. wenn mich also nun ein inder fragt, was mein name bedeutet, kann ich nicht nur mitreden, sondern auch ordentlich mit viel schöner bedeutung angeben!

nadine-nadine-nadine

... link (0 Kommentare)   ... comment